Protonentherapie


Die Protonentherapie ist eine innovative und moderne Form der Tumorbestrahlung, die die Heilungschancen bei Krebs erheblich erhöhen kann. Anders als die Röntgentherapie ermöglicht die Protonenbehandlung eine wesentlich präzisere und schonendere Bestrahlung von Krebstumoren.

Seit Einsatzbeginn der Protonentherapie in den späten 60er Jahren wurden weltweit bereits mehr als 70.000 Krebs-Patienten mit dieser Bestrahlungsmethode behandelt.

Protonenbestrahlung als Krebstherapie
Behandlungsraum mit Zielgerät (Gantry). (Foto: RPTC)

Krebs-Behandlung mittels Protonentherapie

Derzeit erkrankt mehr als jeder Dritte im Laufe seines Lebens an Krebs – in Deutschland sind es etwa 450.000 Neuerkrankungen pro Jahr. In den USA werden mit dem bereits signifikanten Einsatz von Protonentherapie-Anlagen 60 Prozent dieser Krebsfälle alleine oder in Kombination mit Operation oder Chemotherapie bestrahlt.

Bis dato galt die Röntgentherapie und deren optimierte Varianten wie IMRT, Rapid Arc oder CyberKnife als Standardmethode. Inzwischen setzt sich der Trend aus den USA, die Röntgenbestrahlung durch die wesentlich präzisere und schonende Protonentherapie zu ersetzen, auch in Europa fort.

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Wirkungsweise der Protonenbehandlung

Die innovative Behandlung kann die Heilungschancen erheblich erhöhen. Sie ermöglicht eine dreidimensionale, zielgenaue Präzisionsbestrahlung. Protonen werden auf 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und können bis zu 38 cm tief in den Körper eindringen. Dabei geben sie auf dem Weg zum Tumor nur wenig Energie ab, um dann konzentriert sehr viel Energie im Tumor selbst freizusetzen.

Die im Vergleich zu Röntgen deutliche Wirkungszunahme am Ende der Protonenbahn (Bragg-Peak) begründet die erheblichen Vorteile der Protonentherapie bei der Behandlung tiefliegender Tumoren. Die Wirkung ist im Tumor am höchsten, wobei das gesunde Gewebe maßgeblich geschont wird.

Der Patiententisch ist in alle Richtungen beweglich. Der Strahl kann mit Abweichungen von weniger als einem Millimeter hochpräzise geführt werden, wobei der Patient dazu bei jeder Bestrahlung exakt gleich positioniert werden muss.

Protonentherapie Diagramm

Vorteile der Protonentherapie

Hinter dem Tumor liegendes gesundes Gewebe sowie wichtige Organe bleiben bei der Protonentherapie strahlungsfrei. Auch das vor dem Tumor liegende Gewebe wird geschont. Die schädliche Bestrahlung von gesundem Gewebe ist im Vergleich zu Röntgen um die Faktoren drei bis fünf reduziert.

Durch die geringere Strahlenbelastung im gesunden Gewebe kann die Dosis im Tumor erhöht werden. Die Heilungschancen und Behandlungsmöglichkeiten wachsen somit.

Nebenwirkungen wie z.B.

  • Darmblutungen,
  • Hautschäden,
  • Lungenentzündungen

sind bei der Protonentherapie vermeidbar, wodurch die Protonenbestrahlung vergleichsweise sehr gut verträglich ist.

Auch das Risiko eines Folgetumors als Spätfolge der Bestrahlung sinkt.

Welche Krebsarten sind besonders für diese Therapie geeignet?

Priorität in der Indikationsstellung zur Protonentherapie haben nach internationaler Expertenmeinung Kinder. Strahlenschäden an wachsenden Organen, wie z.B. Wachstumsfugen und anderen Funktionsorganen, lassen sich vermeiden, bzw. so weit reduzieren, dass ihre Funktionen erhalten bleiben.

Besonders geeignet sind z.B. Tumoren im Kopf-/Halsbereich. Diese Patienten leiden nach der Röntgentherapie an dauerhafter Mundtrockenheit durch die kaum vermeidbare Bestrahlung der Speicheldrüsen. Weitere sehr wichtige Indikationen für die Protonentherapie sind Hirn– und Schädelbasistumoren mit hoch strahlenempfindlichen gesundem Gewebe und Organen in der Umgebung.

Bei Lungentumoren und Lebertumoren kann ist Mitbestrahlung von gesunden Lungenanteilen und Nachbarorganen sehr gering. Im Bauch und Beckenbereich, also z.B. beim Prostatakarzinom, ist die Reduzierung von Nebenwirkungen im Vergleich zur Röntgentherapie auch bei dieser Indikation auf 1/5 bis 1/3 möglich. Für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Patienten ist dies von entscheidendem Wert.

In gewissen Fällen kann nur die Protonentherapie lokale Rezidive und einzelne Metastasen aller Lokalisationen im Körper vollständig oder teilweise beseitigen, um überlebenswichtige Organfunktionen zu erhalten.

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Welche Tumoren eignen sich nicht für die Protonentherapie?

Mobile Tumoren und Tumoren, bei denen auch eine großflächige Bestrahlung – zum Beispiel auf das Knochenmark – nicht hilfreich ist, eignen sich nicht. Zu letzteren gehören zahlreiche Leukämien.

Die postoperative Bestrahlung der Brust mit Protonen ist derzeit aufgrund der erforderlichen täglichen Lagerungspräzision noch nicht möglich. Forscher arbeiten jedoch an einem Lagerungskonzept mit Laseroberflächen, um so künftig auch Brustkrebspatientinnen diese Behandlung zu ermöglichen.

Die gesicherte Indikation zur Protonentherapie kann nur ein Protonentherapie-Experte stellen. In Deutschland ist für den Fachkundenachweis klinische Erfahrung erforderlich.

Behandlungsraum mit Zielgerät (Gantry) (Foto: RPTC)
Behandlungsraum mit Zielgerät (Gantry) (Foto: RPTC)

Zertifizierte Protonentherapie-Zentren

Die Behandlung ist entgegen diverser Behauptungen nicht experimentell und sowohl in den USA als auch in Europa behördlich anerkannt.

Moderne Protonentherapie-Zentren wie das RINECKER PROTON THERAPY CENTER in München sind in Deutschland CE-zertifiziert und vom Landesamt für Umwelt amtlich zur Gesundheitsversorgung zugelassen. Sie sind qualifiziert, alle Tumore zu bestrahlen, die bisher mit Röntgen behandelt wurden.

Die Protonentherapie entspricht als einzige Bestrahlungsmethode der deutschen Strahlenschutzverordnung §§ 6,80,81 zur Sicherheit des Patienten voll und ganz.

Kostenübernahme

Gesetzliche und private Krankenkassen übernehmen die Kosten der Therapie.

Leider haben die medizinischen Markttrends diese Technologie trotz messbarer Erfolge und deutlich besserer Heilungschancen noch nicht unangefochten aufgenommen. Skeptiker argumentieren immer wieder damit, dass die Protonentherapie zu teuer sei.

Die Chancen einer erfolgreichen Behandlung mit Protonen liegen jedoch wesentlich höher als z.B. bei den weit teureren Chemotherapien. Auch die Minderung oder sogar Vermeidung von Folgekosten aufgrund minimierter Schäden im gesunden Gewebe ist gegenüber einer Röntgenbestrahlung meist möglich.

Autor:
Prof. Dr. med. Manfred Herbst