Brustkrebs (Mammakarzinom)


Bei Brustkrebs, auch Mammakarzinom genannt, handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Brustdrüse. Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen: Etwa jede zehnte Frau ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Pro Jahr treten in Deutschland über 47.000 Neuerkrankungen auf.

Ursachen und Risikofaktoren für Brustkrebs

Die wichtigsten Risikofaktoren für Brustkrebs sind ein höheres Lebensalter und Brustkrebs in der nahen Verwandtschaft (bei Mutter oder Schwester). Rund 5 bis 10 Prozent der Brustkrebserkrankungen sind nach Schätzungen erblich bedingt. Verantwortlich sind vor allem Veränderungen (Mutationen) der so genannten Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2. bedingt. Bei Mutation in einem dieser Gene steigt das Erkrankungsrisiko bis zum 85. Lebensjahr auf bis zu 80 Prozent.

Frauen, bei denen die Regelblutung sehr früh oder die Wechseljahre sehr spät eintreten und die keine oder erst spät Kinder bekommen, haben ebenfalls ein etwas erhöhtes Risiko. Bei Übergewicht in den Wechseljahren und regelmäßigem Alkoholkonsum steigt die Erkrankungswahrscheinlichkeit von Brustkrebs ebenfalls an.

Als risikomindernd gilt regelmäßige körperliche Aktivität. Auch die Wirksamkeit von Antiöstrogenen (Gegenspieler des weiblichen Hormons Östrogen) zur medikamentösen Brustkrebsvorbeugung wird untersucht.

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Diagnose von Brustkrebs (Mammakarzinom)

Das häufigste Erstsymptom ist die tastbare Verhärtung (Knoten) in der Brust, die zunächst immer verdächtig ist und abgeklärt werden muss. Aber auch einseitige Veränderungen in Form und Größe der Brust, Einziehungen oder Vorwölbungen der Haut oder einseitiges Austreten von Flüssigkeit aus der Brustwarze können Anzeichen für ein Mammakarzinom sein. Die meisten Brusttumoren entstehen im oberen äußeren Viertel der Brust. Allerdings ist bei einem tastbaren Knoten oder einer sonstigen äußeren Veränderung der Tumor meist schon relativ groß. Bei Brustkrebs ist es jedoch besonders wichtig, die Erkrankung in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen, denn dann sind die Heilungschancen am besten.

Diagnose des Mammakarzinoms mittels Mammographie

Die beste Möglichkeit, kleine, noch nicht tastbare oder ansonsten erkennbare Brusttumoren zu entdecken, bietet die Mammographie, eine spezielle Röntgenuntersuchung der Brust. Hinweisend sind hier oft kleinste Kalkeinlagerungen (Mikrokalk). Die Mammographie wird derzeit als in Deutschland als routinemäßige Krebsfrüherkennungsuntersuchung (Screening) alle zwei Jahre für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingeführt und wird bald flächendeckend verfügbar sein.

Mammographie
Mammographie © Monkey Business / Fotolia

Außerdem sieht das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm zur Brustkrebsvorsorge bei Frauen ab 30 weiterhin eine jährliche Tastuntersuchung durch den Frauenarzt vor. Ärzte empfehlen Frauen auch, einmal im Monat ihre Brüste selbst auf Veränderungen und Verhärtungen zu untersuchen und abzutasten. Werden durch die ärztliche Untersuchung oder durch Selbstabtasten verdächtige Veränderungen entdeckt, z.B. ein tastbarer Knoten, erfolgt zur Abklärung zunächst ebenfalls eine Mammographie, evtl. auch eine Ultraschalluntersuchung.

Gewebeuntersuchung und weitere Untersuchungen zur Diagnose von Brustkrebs

Die Unterscheidung zwischen gutartig und bösartig lässt sich aber nur durch eine Gewebeuntersuchung zuverlässig treffen. Dazu entnimmt der Arzt mit einer Hohlnadel gezielt eine Probe aus dem verdächtigen Bezirk (Biopsie). Nur falls diese Untersuchung kein sicheres Ergebnis liefert, entfernt und untersucht der Arzt der ganzen Knoten. Bestätigt sich die Diagnose Brustkrebs, erfolgen weitere Untersuchungen, um die Ausbreitung der Erkrankung festzustellen, u.a. eine Röntgenuntersuchung der Lunge, eine Szintigrafie des Skeletts und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums, insbesondere der Leber.

Wichtig ist auch die Bestimmung von Hormonrezeptoren (Bindungsstellen für Östrogene und Gestagene) im Tumorgewebe. Gesundes Brustgewebe wird durch diese Hormone in seinem Wachstum beeinflusst, und auch bei bösartigen Tumoren ist dies der Fall, sofern die Zellen Hormonrezeptoren aufweisen. Dann kann eine Behandlung, die die Hormonwirkung auf den Tumor unterdrückt, sinnvoll sein (Hormon- oder Antihormontherapie).

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Behandlung des Mammakarzinoms

Die Behandlung von Brustkrebs ist abhängig

  • von der Größe des Tumors in der Brust,
  • der Ausbreitung der Erkrankung auf Lymphknoten in der Achselhöhle oder andere Organe und
  • von den biologischen Eigenschaften der Tumorzellen, die sich durch spezielle Untersuchungen feststellen lassen.

Die Kenntnis dieser Merkmale ist Voraussetzung für eine individuell angepasste Behandlungsplanung.

Operative Behandlung von Brustkrebs

Grundpfeiler der Therapie ist in allen Stadien die vollständige Entfernung des Tumors in der Brust. Dazu ist heute bei der Mehrzahl der Patientinnen nicht mehr die Abnahme der gesamten Brust erforderlich. Vielmehr ist es möglich, den Brustkrebs brusterhaltend zu operieren. Das heißt, der Chirurg entfernt nur den Tumor mit einem Randsaum aus gesundem Gewebe. Bei großen Tumoren kann eine vorgeschaltete Chemotherapie zur Tumorverkleinerung führen und danach eine brusterhaltende Operation ermöglichen.

Im Rahmen der Operation entfernt der Chirurg auch einen Teil der Lymphknoten in der gleichseitigen Achselhöhle. Eine Alternative dazu, die derzeit erprobt wird, ist die Entfernung und Untersuchung nur des sogenannten Wächterlymphknotens, des ersten Lymphknotens im Lymphabstromgebiet des Tumors (Sentinel-Lymphknoten, Wächterlymphknoten). Nach brusterhaltender Operation erfolgt über mehrere Wochen eine Nachbestrahlung, um einem örtlichen Rückfall vorzubeugen.

Chemotherapie und Antihormontherapie bei Brustkrebs

Bei den meisten Brustkrebs-Patientinnen wird nach der Operation eine ergänzende (adjuvante) medikamentöse Therapie mit krebswachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika, Chemotherapie) und/oder Hormonen (bzw. Antihormonen) durchgeführt, insbesondere wenn die Untersuchung der Achsellymphknoten einen Tumorbefall ergeben hat. Dadurch lässt sich das Risiko eines Rückfalls bzw. des Auftretens von Metastasen senken. Die Behandlung mit (Anti)hormonen kommt bei Nachweis von Hormonrezeptoren, also bei hormonempfindlichen Tumoren, in Betracht. Die adjuvante Chemotherapie dauert bis zu 6 Monate, die Hormontherapie 3 bis 5 Jahre. Eine intensivierte Chemotherapie ist bei hohem Rückfallrisiko in Erwägung zu ziehen.

Chemotherapie bei Brustkrebs
© m. letschert / Fotolia

Bei den meisten Patientinnen ist die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung lokal begrenzt. Die Behandlung erfolgt mit dem Ziel der Heilung. Falls sich bereits zum Zeitpunkt der Diagnose Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen, etwa in Leber, Lunge oder Knochen, gebildet haben, wird der Tumor in der Brust in der Regel trotzdem operiert und danach eine medikamentöse Behandlung angeschlossen.

Mögliche Nebenwirkungen und Folgen nach der Behandlung von Brustkrebs

Nach Operation der Brust können Narben, kosmetische Veränderungen und Schmerzen auftreten. Durch Entfernung der Achsellymphknoten und durch evtl. notwendige Bestrahlung der Lymphabflusswege besteht das Risiko einer Lymphstauung, die zu einer Verdickung des Arms führen kann (Lymphödem). Hier können entstauende Maßnahmen helfen (Lymphdrainage).

Häufige Nebenwirkungen der Chemotherapie sind Übelkeit und Erbrechen, die sich allerdings mit wirksamen Medikamenten heute gut bekämpfen lassen, und ein vorübergehender Haarausfall. Sowohl eine Chemotherapie als auch eine Hormon- bzw. Antihormontherapie beeinträchtigen bei jüngeren Patientinnen die Funktion der Eierstöcke, so dass sie in die Wechseljahre mit den entsprechenden Symptomen kommen. Welche Behandlung hier in Frage kommt, ist individuell zu entscheiden.

Langfristige Behandlung mit Tamoxifen, einem Östrogengegenspieler (Antiöstrogen) kann evtl. das Risiko der Erkrankung an einem bösartigen Tumor der Gebärmutterschleimhaut erhöhen. Eine Strahlenbehandlung ist in der Regel sehr gut verträglich, selten treten Hautreizungen und ein Ödem der Brust auf, die Veränderungen sind meist nur vorübergehend.

Wiederaufbau der Brust nach der Brustkrebs-Operation

Falls die ganze Brust entfernt werden musste (Mastektomie), kann mit unterschiedlichen Techniken – körpereigenes Gewebe oder Silikonimplantat – ein Wiederaufbau (Brustrekonstruktion) durchgeführt werden. Im Falle eines Silikonimplantats wird sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt provisorisch ein Kunststoffbeutel eingelegt, der zur Dehnung der Haut zunehmend mit Kochsalzlösung aufgefüllt wird. Wenn ein ausreichender Hautmantel geschaffen ist, wird er gegen ein Silikonimplantat ausgetauscht. Dann kann auch die Brustwarze rekonstruiert werden. Bei sehr großen Brüsten ist manchmal eine operative Verkleinerung der anderen Brust sinnvoll. Der Wiederaufbau mit körpereigenem Gewebe erfolgt durch Verschiebung eines Rückenmuskels oder aus Gewebe der Bauchdecke.

Nachsorge nach der Behandlung von Brustkrebs

Nach Abschluss der Behandlung erfolgen regelmäßige Nachuntersuchungen, die der Erkennung von krankheits- und behandlungsbedingten Komplikationen, von behandelbaren Rückfällen und von Tumoren in der anderen Brust dienen, denn das Risiko der Erkrankung der anderen Brust ist erhöht. Die wichtigsten Maßnahmen sind die körperliche Untersuchung und die jährliche Mammographie der gesunden sowie nach brusterhaltender Operation der betroffenen Brust. Weitere Untersuchungen sind nur bei konkretem Verdacht auf einen Rückfall erforderlich. Eine systematische Suche nach Metastasen ist nicht sinnvoll und hat keinen Einfluss auf den Verlauf.

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Behandlung von Brustkrebs im Falle eines Krankheitsrückfalls

Falls es zu einem örtlichen Rückfall (Lokalrezidiv) kommt – d.h. in der ursprünglich betroffenen Brust wächst der Tumor erneut –, erfolgt nach Möglichkeit eine nochmalige Operation, evtl. mit Nachbestrahlung. Bei Auftreten von Fernmetastasen in den Knochen oder in inneren Organen ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich, die den gesamten Organismus erfasst. In Frage kommen hier Hormontherapie und Chemotherapie. Wegen der besseren Verträglichkeit wird insbesondere bei hormonempfindlichen Tumoren zunächst eine Hormontherapie bevorzugt. Wenn der Tumor früher oder später nicht mehr darauf anspricht, weil er „hormonresistent“ geworden ist, kommt eine Chemotherapie zum Einsatz.

Diese Behandlung wählt man generell bei nicht hormonempfindlichem Brustkrebs oder bei sehr raschem Fortschreiten der Metastasierung. Knochenmetastasen können bestrahlt werden. Bei knochenauflösenden Metastasen kann man auch Substanzen einsetzen, die diesen Auflösungsprozess unterdrücken (Bisphosphonate). Beide Maßnahmen sind auch gut gegen die metastasenbedingten Schmerzen wirksam. Neue Möglichkeiten ergeben sich durch Unterdrückung von Wachstumssignalen an die Tumorzellen. In etwa 25 bis 30 Prozent der Fälle ist in den Tumoren ein bestimmtes Zelloberflächeneiweiß vermehrt vorhanden, das solche Signale weiterleitet. Dieses Eiweiß kann durch einen bereits als Medikament verfügbaren Antikörper (Trastuzumab, Hercepton®) blockiert werden und dadurch das Tumorwachstum bremsen.

Eine dauerhafte Heilung ist bei Metastasierung derzeit nicht möglich, aber die Krankheit lässt sich durch abgestufte Therapie meist über längere Zeit in Schach halten. Es ist das Ziel, bei bestmöglicher Behandlung des Tumors und seiner Symptome die Lebensqualität zu erhalten. Dazu gehört bei Bedarf auch eine Schmerzlinderung mit wirksamen Medikamenten.

Heilungsaussichten bei Brustkrebs

Die Heilungsaussichten sind abhängig vom Krankheitsstadium bei erster Diagnose, d.h. von der Tumorgröße und insbesondere vom Befall der Achsellymphknoten, sowie von biologischen Eigenschaften des Tumors. Am besten ist die Prognose bei kleinen Tumoren ohne Lymphknotenbefall. Hier werden über 90 Prozent der Patientinnen langfristig geheilt. Dies unterstreicht die Bedeutung der Früherkennung.