Leukämie, oder auch Blutkrebs, ist die Krebserkrankung des blutbildenden Systems und betrifft vor allem das Knochenmark und die Lymphknoten. Leukämie ruft in der Regel eine Überproduktion von weißen Blutkörperchen hervor. Man unterscheidet zwischen akuten Leukämie-Formen, die schnell und heftig auftreten, und einer chronischen Leukämie, die langsam fortschreitet.
Definition und Entstehung der Leukämie
Leukämie bedeutet „weißes Blut“. Der Begriff kommt daher, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen meist stark erhöht ist. Alle Blutzellen, weiße wie auch rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen, stammen von einer gemeinsamen „Mutterzelle“ im Knochenmark, der blutbildenden Stammzelle ab. Auf jeder ihrer Entwicklungsstufen können Zellen entarten, also bösartig werden. Leukämien gehen ganz überwiegend von der weißen Blutzellfamilie aus, daher der Name.
Dieses Video stellt die Entstehung von Leukämie sehr kurz dar
Die Erkrankungen sind von vornherein nicht örtlich begrenzt, denn Blutzellen bewegen sich in den Blutgefäßen durch den ganzen Körper. Man nennt sie deshalb auch maligne Systemerkrankungen.
Nach dem Verlauf unterscheidet man chronische und akute Leukämie – erstere entwickeln sich langsam aus relativ ausgereiften Blutzellen, letztere sehr rasch, eben akut, aus noch unreifen Zellen. Die Unterscheidung in lymphatische oder myeloische Leukämie betrifft die Art der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), aus denen die Leukämie hervorgegangen ist.
Pro Jahr erkranken fast 11 000 Menschen in Deutschland an einer Leukämie, davon rund 600 Kinder. Drei Viertel der Erkrankungen treten nach dem 60. Lebensjahr auf. Bei Kindern kommen fast nur akute Leukämien vor.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen sind nur teilweise bekannt. Risikofaktoren für akute Leukämie können sein:
- energiereiche radioaktive Strahlen,
- bestimmte chemische Substanzen, insbesondere Benzol und bestimmte erbgutschädigende, zellwachstumshemmende Medikamente,
- familiäre Veranlagung
- Viren
Bei einigen Leukämieformen liegen typische genetische Veränderungen vor, die allerdings nicht ererbt sind.
Symptome der Leukämie
Die Symptome werden hauptsächlich durch eine Beeinträchtigung der normalen Blutbildung durch die entarteten Zellen hervorgerufen. Akute Leukämien machen sich häufig plötzlich mit schwerem Krankheitsgefühl, Fieber und Infektionen bemerkbar, oft auch durch verstärkte Blutungsneigung oder blaue Flecken. Manchmal sind Lymphknoten, Milz und Leber vergrößert.
Chronische Leukämien beginnen schleichend und werden oft zufällig bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Erste Anzeichen können sein:
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Müdigkeit
- Leistungsabfall
- Fieber
- Nachtschweiß
Bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML) ist oft die Milz, bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) sind meist Lymphknoten vergrößert. Die Untersuchung von Blut und Knochenmark führt zur Diagnose.
Behandlung von Leukämie
Da Blutkrebs von Anfang an nicht auf ein einzelnes Organ begrenzt sind, kommt nur eine Therapie in Frage, die den gesamten Organismus erfasst. Diese Behandlung erfolgt mit zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika).
Behandlung von akuten Leukämien
Akute Leukämien bedürfen der sofortigen intensiven Therapie mit Kombinationen verschiedener Medikamente. Ziel ist die vollständige Rückbildung (Remission). Die Behandlung umfasst mehrere Blöcke mit unterschiedlichen Medikamentenkombinationen und dauert bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) etwa eineinhalb, bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) zweieinhalb Jahre. Die Dauer ergibt sich aus der Notwendigkeit einer sogenannten Erhaltungstherapie, die sich an die erste intensive Behandlung anschließt.
Da die ALL häufig das Gehirn befällt, gibt man vorbeugend Medikamente direkt in den gehirn- und rückenmarkumgebenden Flüssigkeitsraum (Liquor) und bestrahlt evtl. zusätzlich den Schädel. Falls die Erkrankung von Anfang an nicht gut anspricht oder bei hohem Rückfallrisiko, das sich anhand bestimmter Merkmale abschätzen lässt, kann eine Hochdosischemotherapie, evtl. mit Ganzkörperbestrahlung, zum Einsatz kommen, die das Knochenmark als Ursprungsstätte der Erkrankung komplett zerstören soll. Um die Bildung der lebenswichtigen Blutzellen wieder in Gang zu setzen, müssen dem Patienten Blutstammzellen bzw. Knochenmark übertragen (transplantiert) werden, nach Möglichkeit von einem gesunden gewebsverträglichen Spender (allogene Blutstammzelltransplantation).
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Behandlung der chronischen Leukämie
Auch die chronische Leukämie wird mit Zytostatika behandelt. Die CML ist nur durch frühzeitige Hochdosischemotherapie mit nachfolgender Knochenmark- bzw. Blutstammzelltransplantation dauerhaft heilbar. Ist diese intensive Behandlung nicht möglich, behandelt man die CML in ihrer langsam verlaufenden Phase vorzugsweise mit Interferon alpha, einer körpereigenen Substanz des Immunsystems. Patienten, die darauf nicht ansprechen, erhalten eine Chemotherapie. Damit lässt sich Blutkrebs oft über längere Zeit in Schach halten.
Die CLL schreitet unbehandelt nur langsam fort. Eine Chemotherapie wird erst dann begonnen, wenn Krankheitssymptome – bedingt durch Vergrößerung von Milz, Leber oder Lymphknoten oder durch Störung der normalen Blutbildung – dies erforderlich machen. Meist dauert es etwa ein halbes Jahr, bis die Erkrankung unter Kontrolle ist. Dann wird die Behandlung zunächst beendet und setzt erst erneut ein, wenn die Erkrankung wieder „aktiv“ wird.
Zwar lässt sich die CLL auf diese Weise oft für lange Zeit zurückdrängen, aber nicht heilen. Ob und in welchen Situationen eine Hochdosischemotherapie mit Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation Aussicht auf dauerhafte Heilung bietet, wird untersucht.
Nebenwirkungen der Behandlung von Leukämie
Die Nebenwirkungen der Behandlung sind abhängig von Art und Intensität der Therapie. Die meisten Nebenwirkungen lassen sich durch unterstützende Maßnahmen und Vorbeugung gegen Komplikationen für die Patienten erträglich gestalten. Chemotherapie schädigt auch gesunde Gewebe, deren Zellen sich rasch teilen. Dazu zählen Schleimhäute von Magen und Darm, Haarwurzeln und die blutbildenden Zellen des Knochenmarks. Dies führt zu den bekannten akuten Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen, die heute allerdings gut gemildert werden können, zu Haarausfall und zu einer weiteren Verschlechterung der normalen Blutbildung mit Infektions- und Blutungsgefährdung.
Interferon alpha kann anfänglich ausgeprägte grippeähnliche Symptome hervorrufen, die sich medikamentös lindern lassen. Nach allogener Stammzelltransplantation kann es zu Immunreaktionen der mitübertragenen Abwehrzellen des Spenders gegen Organe und Gewebe des Empfängers kommen, denen medikamentös vorgebeugt werden muss. Ein Risiko der Hochdosischemotherapie besteht in der Auslösung von „Zweitkrebsen“, denn die eingesetzten Medikamente können durch Schädigung der Erbsubstanz selbst Krebs auslösen. Angesichts der Hoffnung auf Heilung nimmt man dieses Risiko jedoch in Kauf.
Behandlung bei einem Rückfall
Wenn bei akuten Leukämien im weiteren Verlauf ein Rückfall eintritt, kommt eine erneute Chemotherapie oder eine Hochdosistherapie mit oder ohne Ganzkörperbestrahlung mit nachfolgender Übertragung von Knochenmark bzw. Blutstammzellen in Betracht (s. oben).
Bei den chronischen Leukämien kann ebenfalls eine weitere Chemotherapie zu erneuter Krankheitsrückbildung für gewisse Zeit führen. Die CML kann früher oder später in eine akute Leukämie übergehen, die nur sehr schlecht auf Behandlung anspricht.
Heilungschancen bei Leukämie
Bei der akuten Leukämie ist durch die intensive Behandlung zunächst bei bis zu 80 % der Patienten eine vollständige Rückbildung möglich. Dennoch kommt es im weiteren Verlauf häufig zu einem Rückfall. Langfristig überlebt je nach Art der Leukämie durchschnittlich die Hälfte der Patienten.
Chronische Leukämien lassen sich durch medikamentöse Therapie häufig über längere Zeit in Schach halten, eine echte Heilung ist jedoch nur mit Hochdosistherapie und Stammzelltransplantation bei einem Teil der Patienten möglich.