Hodgkin-Lymphom (Morbus Hodgkin)


Das Hodgkin-Lymphom, auch Morbus Hodgkin oder kurz HL genannt, gehört – wie das Non-Hodgkin-Lymphom – zu einer Gruppe von bösartigen Erkrankungen des aus Lymphknoten, Milz und Knochenmark bestehenden lymphatischen Systems. Jährlich erkranken je 100.000 Einwohner 3 Menschen an ein einem Hodgkin-Lymphom, wobei die Betroffenen meist zwischen 15 und 35 oder 55 und 65 Jahre alt sind. Zu den Symptomen von Morbus Hodgkin gehören unter anderem Lymphknotenschwellungen, Nachtschweiß und Gewichtsverlust.

Häufigkeit und Ursachen von Morbus Hodgkin

Die Erkrankungshäufigkeit von Morbus Hodgkin liegt bei etwa 3 Fällen je 100.000 Einwohner pro Jahr. In den USA und in Europa zeigt das Hodgkin-Lymphom einen Häufigkeitsverlauf mit einem ersten Altersgipfel zwischen 15 und 35 Jahren und einem zweiten Altersgipfel zwischen 55 und 65 Jahren. Männer sind mit einem Verhältnis von 3:2 häufiger von Morbus Hodgkin betroffen als Frauen.

Die Ursache des Hodgkin-Lymphoms ist unbekannt. Bei 30 bis 50 Prozent der Fälle von Morbus Hodgkin kann in der Tumorzelle Erbmaterial (DNA) des Epstein-Barr-Virus nachgewiesen werden.

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Symptome des Hodgkin-Lymphoms

Das Hodgkin-Lymphom beginnt in der Regel lokalisiert in einer Lymphknotengruppe. Zum Zeitpunkt der Diagnose Hodgkin-Lymphom sind bei 80 bis 90 Prozent der Patienten schmerzlose, teils zu Paketen verbackene, stammnahe, häufig cervikale Lymphknotenschwellungen vorhanden. Bei mediastinalen Lymphknotenvergrößerungen kann ein Reizhusten bestehen.

Lymphknotenvergrößerungen am Hals bei einem Patienten mit Hodgkin-Lymphom
Lymphknotenvergrößerungen am Hals bei einem Patienten mit Hodgkin-Lymphom

Bei Vorliegen einer B-Symptomatik bestehen Fieber (>38°C) und/oder Nachtschweiß und/oder Gewichtsverlust (>10% in den letzten 6 Monaten) ohne sonstige Erklärung. Typisch für Morbus Hodgkin ist ein wellenförmiger Fieberverlauf. Weitere Allgemeinsymptome bei Hodgkin-Lymphomen sind

  • Leistungsminderung,
  • Müdigkeit,
  • Juckreiz und
  • Lymphknotenschmerz nach Alkoholgenuss.

Diagnose von Morbus Hodgkin

Es gibt prinzipiell zwei Ansätze zur Diagnose der Hodgkin-Lymphome:

1. Feingewebliche (histologische) Diagnosesicherung aus einem vergrößerten Lymphknoten
2. Erfassung aller Krankheitsmanifestationen („Staging“):

  • Gespräch (Anamnese)
  • körperliche Untersuchung: Lymphknotenvergrößerungen? Milzvergrößerung?
  • Laboruntersuchungen mit Tumormarkern
  • Computertomographie von Hals, Abdomen und Thorax
  • Knochenmarkhistologie

Stadieneinteilung bei Morbus Hodgkin

Die Ausbreitungsdiagnostik (Stadieneinteilung) von Hodgkin-Lymphomen erfolgt nach der sog. Ann Arbor Klassifikation. Es wird ein Lymphknotenbefall (nodal, N) und ein Befall außerhalb des Lymphknoten (extranodal, E) unterschieden:

  • Stadium I: Befall einer Lymphknotenregion (I/N) oder eine extranodalen Lokalisation (I/E)
  • Stadium II: Befall von 2 benachbarten Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells (II/N) oder Befall von 2 extranodalen Lokalisationen auf einer Seite des Zwerchfells (II/E)
  • Stadium III: Befall von Lymphknotenregionen (III/N) oder extranodalen Lokalisationen (III/E) beidseits des Zwerchfells
  • Stadium IV: Disseminierter oder diffuser Befall eines Organs mit oder ohne Lymphknotenbefall

Zusätzliche Einteilung der Hodgkin-Lymphome

  • A: Ohne Allgemeinsymptome
  • B: Fieber (>38°C) und/oder Nachtschweiss und/oder Gewichtsverlust (>10% in den letzten 6 Monaten) ohne sonstige Erklärung

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Behandlung und Therapieprinzipien beim Hodgkin-Lymphom

  • Hodgkin-Lymphome sind eine auf Chemotherapie und Strahlentherapie sensible Erkrankung. Eine Chance auf Heilung besteht bei über 90 Prozent der Patienten.
  • Verbesserte Therapiekonzepte für Morbus Hodgkin können nur im Rahmen multizentrischer Studiengruppen erarbeitet werden. Die Behandlung von Patienten mit Hodgkin-Lymphomen sollte daher immer im Rahmen von Studien der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (DHSG) erfolgen (www.lymphome.de).
  • Als Folge der Radiochemotherapie ist mit Auftreten von Spättoxizitäten und Zweitmalignomen zu rechnen. Ziel der neuen Studien der Hodgkin Studiengruppen ist deshalb die Erhöhung der Wirksamkeit bei gleichzeitiger Reduktion der Akut- und Spättoxizität.
  • Vor Beginn der Therapie von Hodgkin-Lymphomen sollte über einen Kinderwunsch gesprochen werden und gegebenenfalls eine Sperma- oder Eizellkonservierung erfolgen.
  • Bei refraktärer Erkrankung oder Rezidiv nach konventioneller Therapie sollte eine Hochdosistherapie, gefolgt von einer Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation angestrebt werden. Diese Therapie sollte ausschließlich an einem darauf spezialisierten Zentrum durchgeführt werden.

Autor:
Prof. Dr. med. Mathias Witzens-Harig