Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom)


In Deutschland werden pro Jahr etwa 4000 Fälle von Kehlkopfkrebs, auch Larynxkarzinom oder Kehlkopfkarzinom genannt, neu entdeckt. Männer sind 5 bis 7 Mal häufiger von Kehlkopfkrebs betroffen, aber bei Frauen nimmt die Erkrankung zu. Die meisten Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zwischen 50 und 70 Jahre alt. Kehlkopfkrebs entsteht überwiegend in der Schleimhaut, die das Organ auskleidet, in rund zwei Drittel der Fälle im Bereich der Stimmbänder.

Röntgenaufnahme - menschliche Kopf mit markiertem Kehlkopf
© Sebastian Kaulitzki / Fotolia

Ursachen und Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs

Hauptrisikofaktor für Kehlkopfkrebs ist, wie auch bei Lungenkrebs, das Rauchen: 50 bis 80 Prozent der Patienten sind starke Raucher. Alkoholkonsum verstärkt den Effekt des Rauchens und erhöht das Risiko weiter. Weiterhin gilt der (meist berufliche) Kontakt mit Asbest, Lösungsmitteln, Chromsalzen und Nickelverbindungen in Form von Stäuben als erkrankungsfördernd.

Chronische Kehlkopfentzündungen, bestimmte Schleimhautveränderungen, die als weiße Flecken in Erscheinung treten, und Schleimhautwucherungen an den Stimmbändern, sog. Papillome, werden als Vorstufen von Kehlkopfkrebs angesehen.

Symptome des Larynxkarzinoms

Entwickelt sich ein Kehlkopfkrebs an den Stimmbändern, ist Heiserkeit ein Frühsymptom. Jede neu auftretende und über mehr als drei Wochen bestehende oder zunehmende Heiserkeit ist verdächtig und muss abgeklärt werden. Gerade bei Stimmbandtumoren ist eine echte Früherkennung möglich.

Entwickelt sich ein Tumor oberhalb oder unterhalb der Stimmbänder, kommt es in der Regel erst bei größerer Ausdehnung zu Heiserkeit. Hier sind Fremdkörpergefühl, Räusperzwang und Schluckbeschwerden richtungsweisend.

Atemnot, Schmerzen, oder Knotenbildung am Hals (durch Lymphknotenbefall) sind Zeichen einer bereits fortgeschritteneren Erkrankung, ebenso Gewichtsverlust.

Arztsuche

Diagnose von Kehlkopfkrebs

Bei Verdacht auf eine Kehlkopfkrebserkrankung, steht zur Abklärung an erster Stelle die (indirekte) Spiegel-Untersuchung des unteren Rachens und des Kehlkopfes auf sichtbare Veränderungen der Kehlkopfschleimhaut und der Stimmbänder. Der Hals wird auf Schwellungen und Verhärtungen abgetastet.

Bei unklarem Ergebnis der indirekten Spiegelung, aber auch zur genauen Feststellung der Ausdehnung eines erkannten Tumors liefert die „direkte“ Kehlkopfspiegelung zusätzliche Informationen, bei der in Narkose ein Endoskop bis in den Kehlkopf eingeführt wird. Damit lassen sich alle Bereiche des Kehlkopfes direkt betrachten und gezielt Gewebeproben zur Untersuchung entnehmen.

Wurde ein bösartiger Kehlkopftumor festgestellt, der über die Stimmbänder hinausgeht, sind eine Röntgencomputertomographie oder Kernspintomographie und eine Sonographie des Halses zur genauen Feststellung der Ausdehnung im Gewebe erforderlich. Dies ist wichtig für die Behandlungsplanung.

Behandlung des Larynxkarzinoms

Je nach Ausdehnung des Larynxkarzinoms kommen die Operation, die Behandlung mit energiereichen Strahlen (Strahlentherapie) und die Behandlung mit zellwachstumshemmenden Medikamenten, den sogenannten Zytostatika (Chemotherapie), zum Einsatz.

Nach Möglichkeit versuchen die behandelnden Ärzte heute, den Kehlkopf zumindest teilweise zu erhalten. Durch den geeigneten Einsatz und die Kombination der verfügbaren Möglichkeiten gelingt dies bei etwa der Hälfte der Kehlkopfkrebs-Patienten. Bei kleinen Tumoren gelten die kehlkopferhaltende Operation und die Strahlentherapie als gleichwertig. Bei der Operation werden zugleich die Lymphkoten der Halsregion untersucht. Sind sie von Tumorzellen befallen, ist die ein- oder beidseitige Entfernung von Lymphknoten und Weichteilen des Halses erforderlich. Oft wird eine Nachbestrahlung durchgeführt.

Für ausgedehnte Tumoren kann alternativ zur kompletten Entfernung des Kehlkopfes eine kombinierte Strahlen-/Chemotherapie durchgeführt werden. Falls bei der Diagnosestellung schon Tumorabsiedelungen (Metastasen) in anderen Organen vorhanden sind, kommt eine Bestrahlung zur örtlichen Tumorkontrolle und eine Chemotherapie in Frage.

Alle Kehlkopfkrebs-Patienten werden vor der Behandlung ausführlich über Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Vorgehensweisen und über die möglichen Folgen informiert und beraten und die Therapieentscheidung wird gemeinsam mit ihnen getroffen.

Nebenwirkungen und Folgen der Behandlung von Kehlkopfkrebs

Die komplette Entfernung des Kehlkopfes hat den Verlust der Stimme und die dauerhafte Ausleitung der Luftröhre durch eine Öffnung im Hals zur Folge, durch die die Patienten atmen (Tracheostoma). Die Teilentfernung des Kehlkopfes oberhalb der Stimmbänder beeinträchtigt durch Entfernung des Kehldeckels die Schluckfunktion. Nach Operation kleiner Tumoren im Stimmbandbereich bleibt die Stimme zwar erhalten, kann aber dauerhaft verändert sein.

Die Strahlenbehandlung kann zu schmerzhaften Schleimhautentzündungen mit Schluckbeschwerden führen, die teilweise eine vorübergehende künstliche Ernährung erforderlich machen. Bei kombinierter Strahlen-/Chemotherapie ist die Schleimhautentzündung besonders ausgeprägt. Außerdem können Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall sowie eine Beeinträchtigung der Blutbildung im Knochenmark auftreten. Insbesondere bei ausgedehnter Bestrahlung sind auch Mundtrockenheit durch Schädigung der Speicheldrüsen und Geschmacksstörungen häufig. Als langfristige Folgen sind Schrumpfungen und Verhärtungen im Bereich des Bindegewebes möglich. Eine sorgfältige Mundhygiene und Schleimhautpflege sowie die Behandlung kariöser Zähne vor der Bestrahlung helfen Komplikationen zu vermeiden.

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Nachsorge nach der Behandlung des Larynxkarzinoms

Nach Abschluss der Kehlkopfkrebs-Behandlung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich, um mögliche Folgen der Behandlung, aber auch einen eventuellen Rückfall frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Da die meisten Rückfälle innerhalb der ersten zwei Jahre auftreten, erfolgen in diesem Zeitraum die Untersuchungen alle zwei oder drei Monate.

Neben der Abtastung der Halsregion, der Untersuchung von Mund- und Rachenraum sowie der Spiegeluntersuchung von Rachen und Kehlkopf sollte auch eine direkte endoskopische Kehlkopfspiegelung durchgeführt werden. Veränderungen sind dabei durch eine Gewebeentnahme abzuklären.

Rehabilitation nach einer Operation bei Kehlkopfkrebs

Obwohl der Kehlkopf durch die kombinierten Behandlungsmethoden wesentlich seltener entfernt werden muss als früher, ist dieser Eingriff bei großen Tumoren manchmal doch notwendig. Der Verlust der Stimme bedeutet zunächst eine große Einschränkung und Belastung. Aber die Patienten können auf neue und andere Art wieder sprechen lernen. Hier gibt es verschiedene Methoden.

Die sogenannte „Ösophagusspache„, bei der Luft geschluckt und wieder hochgebracht wird, wodurch sie die Speiseröhre in Schwingung versetzt, kann der Patient in wenigen Wochen einüben. Heute besteht außerdem die Möglichkeit, eine Stimmprothese einzusetzen – eine ventilartige Verbindung zwischen Luftröhre und Speiseröhre – oder eine Öffnung zwischen Luftröhre und Rachen anzulegen, durch die Luft gepresst und eine Stimme erzeugt werden kann.

Die Patienten werden intensiv durch spezialisierte Therapeuten beraten und betreut. Auch den Umgang mit dem Tracheostoma müssen die Patienten unter Anleitung erlernen. Nach Entfernung des Kehldeckels bei Tumorsitz im oberen Kehlkopfbereich müssen sie zudem eine neue „Schlucktechnik“ einüben, die verhindert, dass Flüssigkeit und Speisen in die Luftröhre gelangen.

Behandlung von Kehlkopfkrebs im Falle eines Krankheitsrückfalls

Wird ein örtlicher Rückfall von Kehlkopfkrebs frühzeitig erkannt, kann er erfolgreich behandelt werden. Nach alleiniger Strahlentherapie erfolgt die Behandlung dann in der Regel durch eine Operation, nach kehlkopferhaltendem ersten Eingriff durch eine Kehlkopfentfernung und anschließende Strahlentherapie. Treten Metastasen in entfernten Organen auf, kommt eine Chemotherapie in Frage.

Heilungschancen beim Kehlkopfkrebs

Die meisten Larynxkarzinome lassen sich mit heilender Absicht behandeln. Die Heilungsaussichten sind abhängig vom Sitz und von der Ausdehnung des Tumors und davon, ob sich der Tumor vollständig entfernen oder zerstören lässt. Wenn keine Absiedelungen in anderen Organen bestehen, sind die Chancen sehr gut.