Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)


Dickdarmkrebs – auch Kolonkarzinom genannt – tritt meist bei Patienten über dem 50. Lebensjahr auf. Bei früher Diagnose ist die Prognose für eine vollständige Heilung prinzipiell gut. Dagegen verschlechtern sich die Chancen, je später ein Kolonkarzinom erkannt wird und dementsprechend, je größer er ist und ob er bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet hat. Eine Behandlung kann allerdings ein Fortschreiten der Erkrankung so gut wie immer verlangsamen.

Der Gastrointestinaltrakt

Kolorektal ist ein zusammengesetztes Wort mit der Bedeutung „Kolon und Rektum“ (Dickdarm und Enddarm). Beides sind Teile des sogenannten Gastrointestinaltraktes (Magen-Darm-Trakt). Dieser beginnt am Rachen Mund und endet am Anus (After).

Der gesamte Magen-Darm-Trakt
Der gesamte Magen-Darm-Trakt © Sebastian Kaulitzki / Fotolia

Wenn wir essen und trinken, gelangen Nahrung und Flüssigkeiten über den Ösophagus (Speiseröhre) bis in den Magen. Der Magen schließt das Essen auf und vermischt es, danach gibt er es weiter an den Dünndarm. Der Dünndarm ist einige Meter lang und sorgt für die Verdauung der Nahrungsbestandteile und deren Aufnahme in den Organismus. Nicht verdaute Nahrung, Wasser und Abfallprodukte werden in den Dickdarm weitergegeben.

Der größte Anteil des Dickdarms wird Kolon genannt und ist ca. 1,50 Meter lang. Es teilt sich in vier Bereiche auf:

  • aufsteigender Dickdarm (Kolon aszendens)
  • querverlaufender Dickdarm (Kolon transversum)
  • absteigender Dickdarm (Kolon deszendens)
  • s-förmiger Dickdarm (Kolon sigmoideum)

Dort werden Wasser und Elektrolyte aufgenommen. Das Kolon mündet dann in das Rektum (der Enddarm mit ungefähr 15 cm Länge). Das Rektum sammelt den Stuhlgang, bevor dieser durch den Analkanal den Körper verlässt.

Dickdarm und Enddarm
Der Dickdarm (farbig). Der Enddarm bildet das untere Ende des Dickdarms (pink) | Lizenz: CC BY-SA 2.5-2.0-1.0

Definition: Was ist ein Kolonkarzinom?

Hintergrundinformationen zu Krebs

Der Körper ist aus Millionen verschiedener Zelltypen im menschlichen Körper zusammengesetzt. Entarten diese aus verschiedenen Gründen, können sie sich unkontrolliert vermehren und dadurch Geschwülste bilden. Diese können gesundes Gewebe und Strukturen verdrängen und Körperfunktionen beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall brechen einige Zellen aus dem sogenannten Primärtumor aus und verteilen sich über die Blutbahn oder das Lymphsystem im Körper. Der Fachbegriff hierzu lautet metastasieren. So können auch in weiteren Organen Tumoren heranwachsen.

Im frühen Stadium, wenn der Tumor noch relativ eng begrenzt ist und nicht metastasiert hat, sind die Heilungsaussichten häufig günstig. Unglücklicherweise verursachen viele Tumoren im Frühstadium keine Symptome. Wird ein Tumor schließlich diagnostiziert, müssen die Spezialisten nun in Erfahrung bringen, um was für eine Krebsform es sich genau handelt und wie weit sich die Geschwulst bereits ausgebreitet hat. Erst mit diesen Informationen ist es möglich, einen Behandlungsweg einzuschlagen.

Arztsuche

Dickdarmkrebs

Das Kolonkarzinom ist ein Tumor des Dickdarms (Dickdarmkrebs). Es ist eine der am meisten verbreiteten bösartigen Tumorerkrankungen (im Gegensatz dazu ist ein Karzinom des Dünndarms eine Seltenheit). Ein Kolonkarzinom bzw. ein Kolorektales Karzinom kann in jedem der oben beschriebenen Anteile des Dickdarms entstehen. Meistens entwickelt es sich jedoch im unteren Anteil des Kolon deszendens (absteigender Teil), des Kolon sigmoideum (s-förmiger Teil) oder des Rektums (Enddarm).

Manchmal entwickelt sich Dickdarmkrebs aus einer Zelle der Schleimhaut des Dickdarms, die bösartig entartet. Sehr oft entsteht der Tumor aber auch aus einem Polypen. Ein Darmpolyp (Adenom) ist ein Gewächs, das sich vor allem bei älteren Patienten im Darm bilden kann. Jeder vierte Mensch über 50 Jahre entwickelt mindestens einen Darmpolypen. Diese Polypen sind in der Regel gutartig (benigne) und verursachen keine weiteren Probleme. Nichtsdestotrotz kann ein benigner Polyp zu Dickdarmkrebs entarten. Dies findet normalerweise nach einigen Jahren statt: So entwickeln sich die meisten Kolonkarzinome aus einem Polypen, der im Dickdarm zwischen 5 und 15 Jahre besteht.

Nach der Entartung wächst der Tumor tiefer in die Wand des Darmes ein und metastasiert schließlich in den nahen Lymphknoten oder andere Körperstellen. Im Falle von Dickdarmkrebs bilden sich meistens im Bereich der Leber und der Lunge Tochtergeschwülste.

Behandlung von Darmpolypen

Wenn ein Polyp während einer Koloskopie (Darmspiegelung) gefunden wurde, kann er oft sehr einfach entfernt werden. Dies geschieht durch ein spezielles feines Instrument, welches durch den Arbeitskanal eines Koloskops eingeführt wird und mit dem man den Polyp abtragen kann. Im Anschluss erfolgt eine labortechnische Untersuchung des Polypien. Die meisten Polypen enthalten keine Krebszellen. Nichtsdestotrotz senkt die Entfernung des Polypen das Risiko, dass dieser irgendwann in der Zukunft zu einem kolorektalen Karzinom werden kann.

Einige Polypen enthalten Krebszellen. Wenn diese Zellen ausschließlich auf den Polypen begrenzt sind, dann entspricht die Entfernung dieses Polypen meistens einer Heilung. Wenn diese Zellen unter dem Mikroskop so aussehen, als haben sie bereits die Verteilung in Richtung der Darmwand begonnen, dann muss eine Operation durchgeführt werden, die den betroffenen Anteil des Darms entfernt.

Polypenentfernung bei einer Darmspiegelung
Im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) können Darmpolypen entdeckt und problemlos entfernt werden | Lizenz: CC BY 3.0

Ursachen und Risikofaktoren für Darmkrebs

Der genaue Grund, warum eine Zelle zu einer Krebszelle wird, ist unklar. Es kommt zu einer Beschädigung im Bereich bestimmter Gene einer Zelle. Durch diesen „Genschaden“ wird die Zelle der Regulierung entzogen und vermehrt sich unkontrolliert.

Obwohl sich ein Kolonkarzinom ohne wesentlichen Grund bilden kann, gibt es gewisse Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Diese sind:

  • Alter: Ein kolorektales Karzinom kommt häufiger beim älteren Patienten vor. In den meisten Fällen sind diese Patienten über 50 Jahre alt
  • Vererbung: Das Vorliegen einer familiären adenomatösen Polyposis coli (FAP) oder das Vorliegen einer hereditären Non-Polyposis-Colon-Carcinom-Erkrankung (HNPCC). Dies sind sehr seltene Erbkrankheiten
  • Das Vorliegen einer Colitis ulcerosa (eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms) für mehr als 8-10 Jahre
  • Fettleibigkeit
  • Lebensstil: Mangelhafter Trainingszustand, übermäßiger Verzehr von rotem Fleisch, exzessiver Genuss von Alkohol und Nikotin

Das Risiko, an Dickdarmkerbs zu erkranken, ist reduziert bei:

  • Menschen, die regelmäßig Früchte und Gemüse zu sich nehmen.
  • Patienten, die entzündungshemmende Medikamente wegen anderer Erkrankungen einnehmen müssen (so z. B. Aspirin).

Symptome eines Kolonkarzinoms

Zu Beginn der Entartung verursacht ein Kolonkarzinom normalerweise keine Symptome. Später können die Symptome, die sich entwickeln, sehr variieren. Sie hängen von der Lage des Tumors ab. Die häufigsten Symptome sind:

  • Blut im Stuhl: Manchmal kann dieses Blut den Stuhl sehr dunkel färben. Diese Blutung ist nicht notwendigerweise sichtbar und in vielen Fällen wird diese Blutung auch nicht bemerkt, insbesondere wenn sich nur geringe Mengen mit dem Stuhl vermischen.
  • Auch geringe Blutungen können zu einer Blutarmut führen, die den Patienten müde und blass erscheinen lassen
  • Schleimbeimengungen mit dem Stuhlgang
  • Wechsel der Stuhlganggewohnheiten: Öfter oder seltener Stuhlgang, als man gewohnt ist
  • Anfälle mit Durchfall oder Verstopfung
  • Gefühl der nicht vollständigen Entleerung des Enddarmes nach dem Stuhlgang
  • Bauchschmerzen

Wenn der Tumor wächst, können sich die Symptome verschlimmern:

  • Gleichen Symptome wie oben genannt, aber ausgeprägter
  • Allgemeines Unwohlsein oder Müdigkeit
  • Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit
  • Wenn ein Kolonkarzinom sehr groß wird, kann es zu einer Verlegung (Blockade, Darmverschluss, „Obstruktion“) des Darmes kommen. Dies verursacht schwerste Bauchschmerzen und andere Symptome wie z. B. Erbrechen
  • Manchmal entsteht durch ein Kolonkarzinom ein Loch in der Darmwand (Perforation). Dabei gelangt Stuhl in den Bauchraum und verursacht schwerste Schmerzen mit einem sehr hohen Risiko, trotz aller therapeutischen Maßnahmen zu versterben.

Wenn Dickdarmkrebs sich in andere Körperregionen verteilt hat, können verschiedene weitere Symptome entstehen. All die o.g. Symptome können auch bei anderen Erkrankungen entstehen, sodass weitere Untersuchungen notwendig sind, um Dickdarmkrebs zu beweisen oder zu widerlegen.

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Diagnose von Dickdarmkrebs

Erstuntersuchung zur Diagnose von Dickdarmkrebs

Bei Verdacht auf ein Dickdarmkarzinom erfolgt zunächst eine körperliche Untersuchung. Sie enthält gewöhnlich eine Tastuntersuchung des Enddarms. Diese Untersuchung ist oft ohne Befund, insbesondere, wenn sich ein kolorektales Karzinom in einem frühen Stadium befindet. Deswegen schließen sich weitere Untersuchungen an, um genauer zu prüfen, ob ein Karzinom vorliegt und wenn ja, in welchem Stadium es sich befindet:

Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl

Eine kleine Menge Stuhlgang wird auf eine Testkarte oder Testbriefchen aufgetragen. Es handelt sich um einen einfachen Test, der auch geringe Mengen Blut im Stuhlgang feststellen kann, auch wenn diese nicht zu sehen sind. „Okkult“ bedeutet in diesem Fall „verborgen“ oder „unsichtbar“.

Der Test auf okkultes Blut im Stuhl kann jedoch lediglich nachweisen, dass es irgendwo im Gastrointestinaltrakt blutet, trifft jedoch keine Aussage darüber, in welchem Teil genau. Ebenso kann er nicht die Ursache für die Blutungen feststellen. Danach müssen weitere Untersuchungen den Grund der Blutung belegen, denn es muss sich nicht zwangsläufig um ein Kolonkarzinom handeln.

Koloskopie (Darmspiegelung)

Ein Koloskop ist ein ca. fingerdickes, flexibles Endoskop. Es wird durch den Anus in den Dickdarm eingeführt und kann durch den gesamten Dickdarm bis zur Einmündung des Dünndarms geführt werden. Das Koloskop enthält eine Kamera sowie einen fiberoptischen Kanal als Lichtleiter, sodass der behandelnde Arzt die Innenseite des Dickdarms betrachten kann.

Notwendig ist für diese Untersuchung eine vorherige Säuberung des Darmes durch abführende Maßnahmen.

Flexible Sigmoidoskopie

Diese Untersuchung ähnelt der Koloskopie. Der Unterschied liegt darin, dass ein kürzeres Endoskop für diese Untersuchung benutzt wird und nur im Enddarm und Krummdarm (Kolon sigmoideum) vorgeschoben wird.

Röntgenuntersuchung

Zur externen bildlichen Darstellung des Darms mit Röntgenstrahlen ist ein vorheriger Einlauf mit Kontrastmitteln notwendig. Der Darm ist auf gewöhnlichen Röntgenbildern nicht sehr gut dargestellt. Deswegen nimmt man flüssiges Barium als Einlauf in den Dickdarm und das Relief des Darmes kommt auf dem Röntgenbild deutlich zur Ansicht.

Diese Untersuchung wird heutzutage seltener durchgeführt, seit die Koloskopie flächendeckend verfügbar ist. Manchmal ist sie aber zur weiterführenden Diagnostik notwendig.

Biopsie zur Diagnosesicherung von Dickdarmkrebs

Eine Biopsie ist die Entnahme eines kleinen Gewebestücks aus dem Körper. Diese Probe wird dann unter dem Mikroskop auf normale Zellen untersucht. Während einer Koloskopie oder Sigmoidoskopie kann der Arzt eine Biopsie vornehmen. Dies geschieht durch das Einführen eines dünnen Greifinstrumentes in einem seitlichen Arbeitskanal beim Koloskop oder Sigmoidoskop.

Feststellen der Ausdehnung und Metastasierung

Wenn die Diagnose eines Kolonkarzinoms gesichert ist, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Ausbreitung des Tumors festzustellen. Dies sind z. B. eine Computertomographie, eine Magnetresonanztomographie, eine Ultraschalluntersuchung oder weitere Untersuchungen. Diese Untersuchungen nennt man „Staging“ des Karzinoms. Das Ziel der Staging-Untersuchungen ist es, herauszufinden:

  • Wie groß der Tumor im Darm ist und ob er teilweise oder komplett durch die Wand des Darms durchgebrochen ist.
  • Ob das Kolonkarzinom sich in die örtlichen Lymphknoten verteilt hat.
  • Ob das Kolonarzinom in andere Bereiche des Körpers sich verteilt hat (metastasiert ist).

Das Feststellen des genauen Karzinomstadiums ist notwendig, um die bestmöglichen Behandlungsoptionen zur Verfügung zu stellen. Weiterhin gibt dies eine vernünftige Aussagekraft hinsichtlich der Prognose. Für ein kolorektales Karzinom kann aber kein genaues Staging abgegeben werden, bis der Tumor durch eine Operation entfernt wurde.

Behandlungsoptionen bei Dickdarmkrebs

Die Behandlungsoptionen, die hier Beachtung finden sollen, sind Chirurgie, Chemotherapie und Strahlentherapie. Die Behandlung hängt im Einzelfall von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. dem genauen Krebsstadium und dem Gesundheitszustand des Patienten.

  • Heilung: Einige kolorektale Karzinome können geheilt werden, insbesondere bei sehr frühzeitiger Behandlung. Nichtsdestotrotz kann in einigen Fällen der Tumor nach Monaten oder Jahren wiederkommen.
  • Tumorkontrolle: Wenn eine Heilung nicht realistisch ist, kann eine Behandlung das Wachstum oder die Verbreitung eines Karzinoms verhindern oder verzögern. Das kann zu einer länger andauernden Symptomfreiheit führen.
  • Symptomerleichterung: Wenn eine Heilung nicht möglich ist, kann eine Behandlung zur Tumorverkleinerung und damit zu einer Verringerung der Symptome (z. B. Schmerz, Schluckbeschwerden) führen. Wenn ein Krebs sehr weit fortgeschritten ist, wird der Patient eine sogenannte palliative Behandlung benötigen, die ihn symptomfrei leben lässt. Im Mittelpunkt steht dabei eine adäquate Schmerztherapie.

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Chirurgische Behandlung von Dickdarmkrebs

Eckpfeiler der Therapie ist die chirurgische Entfernung des betroffenen Darmabschnittes (Resektion) mit den dazugehörigen Lymphbahnen (Lymphadenektomie). Die Darmpassage wird dann wiederhergestellt, indem die beiden Enden des Darms aneinander genäht werden.

Die Operation meisten kolorektalen Karzinome erfolgt heute auf minimal-invasivem Wege (endoskopisch, laparoskopisch, „Schlüsselloch-Chirurgie“). Die modernen Konzepte der „Fast Track“-Chirurgie (in der Regel kein Abführen vor der Operation; Schmerztherapie mittels Katheter, rasche Mobilisation und Kostaufbau) erlauben es, dass sich der Patient rasch von der Operation erholen kann.

Tochtergeschwülste in Leber (Lebermetastasen) und Lunge (Lungenmetastasen) können in vielen Fällen primär chirurgisch entfernt werden. Sind sie zu groß, wird nach Durchführung einer Chemotherapie erneut die Frage in der Tumorkonferenz geprüft, ob ein chirurgischer Eingriff Tumorfreiheit erreichen kann. Wenn eine chirurgische Entfernung nicht möglich ist, kann eine RITA-Behandlung zur Anwendung kommen. Dabei wird über Sonden, die in die Tochtergeschwülste eingebracht werden, Hitze dem Gewebe zugeführt. Auf diesem Wege gelingt die Zerstörung des Tumors.

Selbst wenn das kolorektale Karzinom fortgeschritten und eine Heilung nicht möglich ist, hat die Chirurgie einen Platz in der Behandlung zur Erleichterung von Symptomen.

Künstlicher Darmausgang

Eine Kolostomie ist eine Öffnung, die künstlich in die Bauchwand gesetzt wird. Ein Teilstück des Darms ist eröffnet und die Enden werden an die Öffnung der Bauchwand genäht (Stoma). Über das Stoma gelangt der Stuhl vom Darmtrakt in ein Beutelsystem, das der Patient über dieses Stoma gestülpt am Körper trägt.

Befindet sich der Tumor im mittleren und unteren Enddarmdrittel, muss der Darm mit seinen dazugehörigen Lymphbahnen bis an den Schließmuskel heran entfernt werden. Deswegen ist hier die Anlage eines temporären künstlichen Darmausgangs (Stoma, „Seitenausgang“) notwendig. So können die Enden des Darms verheilen, ohne dass Stuhlgang sie passiert. In der Regel kann das Stoma nach 8 bis 12 Wochen wieder zurückverlegt werden.

Wenn der Tumor sich sehr tief im Enddarm befindet, dann muss der Enddarm und der Anus (Schließmuskel) u. U. mit entfernt werden. In diesem Fall braucht der Patient ein „permanentes Kolostoma“ (bleibender künstlicher Darmausgang).

Chemotherapie und Strahlentherapie zur Behandlung von Dickdarmkrebs

Die eine oder andere dieser beiden Behandlungsoptionen können notwendig werden, dies hängt von der Lage und dem Stadium des kolorektalen Karzinoms ab.

Die Chemotherapie ist eine medikamentöse Behandlung mit Antikrebsmedikamente, die Krebszellen angreifen.

Eine Strahlentherapie ist eine Behandlung, die hochenergetische Strahlen auf Karzinomgewebe fokussiert. Dies tötet Krebszellen oder hindert die Krebszellen an der Vermehrung. Diese Therapie wird am häufigsten angewendet, wenn der Tumor im Rektum sitzt. Hat der Tumor im Rektum (Enddarm) eine gewisse Eindringtiefe erreicht (festgestellt mittels Endo-Sonographie), dann wird vor der Operation eine sogenannte neoadjuvante Radiochemotherapie durchgeführt.

Bestrahlungstherapie
Medizinischer Linearbeschleuniger zur onkologischen Strahlentherapie © Thomas Hecker / Fotolia

Wenn Chemotherapie oder Strahlentherapie nach dem chirurgischen Eingriff zum Einsatz kommen, nennt man diese Form adjuvante Chemotherapie oder adjuvante Strahlentherapie. Das Ziel dieser Behandlung ist, jede einzelne Krebszelle, sie sich vom Primärtumor losgelöst hat, abzutöten. Manchmal wird eine adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie vor einem chirurgischen Eingriff angewendet, um einen großen Tumor so zu schrumpfen, dass eine Operation den Tumor u. U. entfernbar macht und damit die Erfolgschancen eines operativen Eingriffs erhöht.

Psycho-Onkologie bei Dickdarmkrebs

Jede Krebserkrankung führt zu einer erheblichen psychischen Belastung des Patienten und seiner Angehörigen. Hier liegt die Bedeutung der Psychoonkologie: Speziell ausgebildete Psychologen helfen Patienten, ihre Erkrankung mit Hilfe spezieller Techniken besser bewältigen zu können. Die Etablierung der Psychoonkologie im Gesamtkonzept der Behandlung des kolorektalen Karzinoms ist mittlerweile zum Standard geworden.

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Interdisziplinäre Tumorkonferenz beim Kolonkarzinom

Jeder Patient mit Dickdarmkrebs wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen, um entsprechend vorgegebenen Leitlinien die optimale individuelle Therapie zu empfehlen. Beteiligte Spezialisten sind in der Regel:

  • Chirurgen
  • Gastroenterologen
  • Onkologen
  • Strahlentherapeuten
  • Psychoonkologen
  • Radiologen

Prognose bei Dickdarmkrebs

Ohne Behandlung wird ein kolorektales Karzinom wachsen, größer werden und sich in andere Teile des Körpers verteilen („metastasieren“). In vielen Fällen wächst ein Tumor langsam und kann im Inneren des Darmes für einige Monate bleiben, bevor er durch die Wand des Darmes bricht und/oder streut. Die Heilungschancen sind bei früher Behandlung relativ gut.

Wenn das kolorektale Karzinom diagnostiziert wird und durch die Darmwand durchgebrochen ist oder in andere Teile des Körpers gestreut hat, ist die Chance auf eine Heilung deutlich geringer. Nichtsdesto trotz kann eine Behandlung oft das Fortschreiten der Karzinomerkrankung verlangsamen.

Screening (Vorsorgeuntersuchung)

Ein Screening-Test hat zum Ziel, eine Krankheit zu erkennen, bevor sie Symptome verursacht. Die möglichen Screening-Tests für ein Kolonkarzinom sind

  • Test auf okkultes Blut im Stuhl
  • eine Koloskopie (Darmspiegelung)
  • Sigmoidoskopie

Neue Testformen wie z. B. DNA-Tests nach Karzinomzellen im Stuhlgang sind in der Entwicklung. Der Gebrauch des Tests und wie oft er durchgeführt werden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Egal welcher Test genutzt wird, das Ziel ist, Darmpolypen oder Frühkarzinome bei Hochrisikopatienten zu finden.

Wer sollte sich einem Screening unterziehen?

  • Enge Verwandte von Patienten, die ein kolorektales Karzinom vor dem 45. – 50. Lebensjahr entwickelt haben oder Mitglieder einer Familie, bei denen ein gehäuftes familiäres Auftreten eines kolorektalen Karzinoms festgestellt wird.
  • Ältere Patienten. Langzeitstudien haben gezeigt, dass es sinnvoll ist, alle Patienten über 50-55 Jahren an einer Screening-Untersuchung teilnehme zu lassen.

Autor:
Prof. Dr. Dr. Ernst Hanisch