Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom)


Beim Gallengangskarzinom (auch Gallenwegskrebs oder Cholangiozelluläres Karzinom (CCC) genannt) handelt es sich um eine sehr seltene, bösartige Krebserkrankung der Gallenwege. Sie kann sowohl innerhalb als auch außerhalb der Leber auftreten. In Deutschland erkranken jedes Jahr durchschnittlich 2-3 Menschen je 100.000 Einwohner neu an einem Gallengangskarzinom. Die meisten von ihnen sind bei der Diagnosestellung älter als 70 Jahre.

Mögliche Symptome bei Gallenwegskrebs sind Oberbauschmerzen, Gelbsucht, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme.

Gallenblase
Die Gallenblase mit dem Gallengang

Definition: Gallengangskarzinom

Unter dem Begriff Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom, CCC) versteht man eine bösartige Erkrankung der Gallenwege. Der Tumor entsteht im Bereich der Leber (intrahepatisch) oder außerhalb der Leber (extrahepatisch). Zusammen mit den Gallenblasenkarzinomen stellt das Gallengangskarzinom eine sehr seltene Erkrankung in Deutschland dar. Die Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) wird mit 2-3 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner pro Jahr angegeben.

Das mediane (mittlere) Erkrankungsalter beim Cholangiozellulären Karzinom beträgt für Männer 70,2 Jahre und für Frauen 75,4 bzw. 77,1 Jahre. Mehr als die Hälfte der Männer und zwei Drittel der Frauen sind bei der Diagnosestellung älter als 70 Jahre.

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Ursachen für das Gallengangskarzinom

Risikofaktoren für das Cholangiozelluläre Karzinom sind:

  • Gallensteine: Bei einer Steingröße von 3 Zentimetern ist das Risiko für ein Gallenblasenkarzinom ca. 10-fach erhöht
  • Porzellangallenblase“: Es besteht ein Risiko von ca. 20 bis 60 Prozent
  • Gallenblasenentfernungen: In ca. 1 bis 2 Prozent der Fälle zeigt sich ein Gallengangskarzinom dabei als Zufallsbefund
  • Gallenblasenpolypen mit einer Größe von mehr als 1 Zentimeter Durchmesser
  • Zysten im Gallengang
  • Patienten mit einem sog. Caroli-Syndrom haben ein ca. 100-fach erhöhtes Risiko

Neben diesen genetischen oder kongenitalen Anomalien des Gallengangssystems stellen chronische Entzündungen wie z.B. bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis (Entzündung der Gallengänge) und bakteriellen Cholangitiden Risikofaktoren für die Entwicklung von Gallenwegskrebs dar.

Adenome (gutartige Geschwülste) gelten ähnlich wie beim Dickdarmkrebs als eine Präkanzerose (Gewebsveränderung, die mit einem erhöhten Risiko für eine bösartige Entartung einhergeht).

Lokalisation und Ausbreitung des Gallengangskarzinoms

Beim Gallengangskarzinom sind die Hälfte der Tumoren im oberen Drittel des Hepato-Choledochus (Teil des Gallengangsystems) lokalisiert. Eine Sonderform sind Tumore der Hepatikusgabel (Gabelung der Gallengänge). Diese werden als Klatskin-Tumore bezeichnet und nach Bismuth klassifiziert.

Die Tumorbiologie weist auf ein langsameres Wachstum dieser Tumore hin. Die Tumorausbreitung erfolgt bei Gallenwegskrebs übergangslos in die Leber, die Pfortader, den Pankreaskopf und das Duodenum (Zwölffingerdarm). Daneben erfolgt eine lymphogene Ausbreitung des Gallenwegskrebs entlang des Leberhilus.

Symptome des Gallengangskarzinoms

Uncharakteristische Beschwerden wie Oberbauschmerzen treten bei ca. 40 Prozent der Erkrankten auf; zu Juckreiz kommt es in ca. 20 Prozent der Fälle. Seltener treten bei Gallenwegskrebs Übelkeit und Erbrechen auf.

Frühsymptome fehlen in den allermeisten Fällen. Die Gelbsucht als schmerzloser Ikterus ist das häufigste Symptom bei einem Gallengangskarzinom und tritt in ca. 80 Prozent der Fälle auf. Symptome wie Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme können ebenfalls bei Gallenwegskrebs auftreten. Ist der Tumor im Bereich der Einmündung des Ductus cysticus gelegen, so kann auch eine vergrößerte und nicht schmerzhaft-tastbare Gallenblase (Courvoisier-Zeichen) vorliegen.

Diagnose des Gallengangskarzinoms

Die Diagnose von Gallenwegskrebs wird auf Basis mehrerer Untersuchungen gestellt, dazu gehören

  • Anamnese
  • körperliche Untersuchung
  • spezifische Laboruntersuchungen
  • Ultraschalluntersuchung des Abdomens
  • weiterführender Untersuchungen mittels CT, MRT/MRCP, EUS und ERCP

Im Rahmen einer ERCP ggf. mit Cholangioskopie (Endoskopie der Gallenwege) kann die intraduktale Diagnostik mit Biopsie oder Zytologie für die histologische Sicherung erfolgen. Gleichzeitig kann bei einem Verschluss der Gallenwege eine Drainage mittels Plastik- oder Metallstent erfolgen.

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Behandlung des Gallengangskarzinoms

Operative Behandlung beim Gallengangskarzinom

Grundsätzlich ist bei Gallenwegskrebs immer eine kurative Therapie mittels vollständiger chirurgischer Entfernung des Tumors anzustreben. Das Tumorausmaß ist jedoch vor dem Eingriff häufig nicht sicher abzuschätzen. Bei ca. 50 Prozent der makroskopisch kurativen Resektionen zeigt sich allerdings im Schnellschnitt oder in der endgültigen Histologie mikroskopisches Tumorrestgewebe (R1-Resektion).

  • Bei den Tumoren des oberen Gallengangdrittels oder der Hepatikusgabel (Klatskin-Tumore) erfolgt im Stadium Bismuth I-II sowie Bismuth III eine Entfernung der Hepatikusgabel. Anschließend wird operativ eine Verbindung zwischen Gallenblase bzw. Gallengang und Teilen des Magen-Darm-Traktes hergestellt.
  • Auch die operative Entfernung einer funktionellen Leberhälfte rechts (IIIa) oder links (IIIb) ist eine häufig durchgeführte Therapie.
  • Tumore des mittleren oder unteren Drittels des Ductus choledochus werden durch eine Choledochusresektion mit totaler oder teilweiser Entfernung der Bauchspeicheldrüse und des Duodendum; OP nach Whipple) behandelt.

Chemotherapie, Radiotherapie und Radiochemotherapie

Eine Chemo-, Radio– und kombinierte Radiochemotherapie vor oder nach der Operation im Sinne eines neoadjuvanten oder adjuvanten Therapieansatzes ist beim Gallengangskarzinom derzeit nicht gesichert.

Nachsorgebehandlung

Die Nachsorge nach der kurativen Therapie eines cholangiozellulären Karzinoms orientiert sich an den Symptomen und konzentriert sich auf die Überwachung des Allgemeinzustandes, des Ernährungszustandes und der Leberwerte mit Ultraschall.

Palliative Therapie

Ist die Krebserkrankung nicht heilbar, konzentrieren die Spezialisten sich auf eine palliative Therapie. Das heißt, die ergriffenen Maßnahmen haben lediglich zum Ziel, das Tumorwachstum zu verlangsamen und dem Patienten eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen.

Hier stellt das endoskopische Stenting mittels Plastik- oder Metallprothesen zur Sicherung des Galleabflusses und zur Verhinderung einer Cholangitis (Entzündung der Gallengänge) die wichtigste Maßnahme dar. Die photodynamische Therapie mittels ERC verbessert die Prognose bei intrahepatischen tumorbedingten Stenosen (Verengungen) erheblich (21 Monate vs. 7 Monate).

Heilungschancen beim Gallengangskarzinom

Patienten mit inoperablen Gallenblasen- und Gallenwegskarzinomen haben eine ungünstige Prognose. Das mediane Gesamtüberleben bei Gallenblasen- und Gallenwegskrebs beträgt für Männer 1 Jahr und für Frauen knapp 10 Monate.

Eine Chemotherapie kann bei gutem Allgemeinzustand und ausreichender Leberfunktion sicher durchgeführt werden. Die Kombination von Gemcitabin mit Cisplatin zeigte in Studien hierbei die besten Ansprechraten und Überlebensdaten. Auch Monotherapien mit Gemcitabin oder 5-Fluorouracil sind gut verträglich, effektiv und können zur Anwendung kommen. Für Patienten, bei denen keine Chemotherapie mehr in Frage kommt, steht die unterstützende und symptomorientierte Therapie im Vordergrund.

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Autor:
Prof. Dr. med. Claus Schäfer